Verfasst von: Monist | 25. März 2013

Ontologischer Naturalismus? Philosophie gegen Weltanschauung

Es gibt Philosophen, die auch zwischen einem sogenannten »ontologischen«/»metaphysischen« Naturalismus einerseits und einem »methodologischem« Naturalismus andererseits unterscheiden wollen: Gemeint ist mit den Begriffen, dass diejenigen Naturalisten, die von der wissenschaftlichen Methode ausgehen, die methodologischen Naturalisten sind, während die ontologischen Naturalisten größeren Wert auf das Ergebnis der Untersuchung der Welt legen. Der Blick richtet sich dort eher auf das Ergebnis der Weltanschauung.

Bei diesen Ausprägungen geht es meines Erachtens nicht um verschiedene Weltanschauungen, sondern um die Frage, wie man den Naturalismus am besten vom Supernaturalismus (Glauben an das Übernatürliche) abgrenzt. Natürlich blickt man bei der Abgrenzung als erstes darauf, was jemand vertritt und ordnet danach ein, ob es sich dabei um Naturalismus oder eher Supernaturalismus handelt – glaubt jemand an den Substanzdualismus oder die Homöopathie? Was ist damit aber gewonnen? Etwas Schöneres können sich die Supernaturalisten kaum vorstellen, denn es scheint so, als würden hier nur die Ergebnisse, also die Weltbilder, gleichwertig gegenüber gestellt. Dabei kennzeichnet sich der Naturalismus doch gerade dadurch aus, dass nicht willkürlich und starr etwas behauptet wird, sondern dass dieses Ergebnis mit der wissenschaftlichen Methode begründet können werden muss: Genau das ist das wichtigste Unterscheidungskriterium.

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Und ich frage mich auch, ob der Aufhänger am Ergebnis des Weltbildes überhaupt sinnvoll ist – insbesondere, wenn die Abgrenzung von ontologischem Naturalismus zum methodologischen Naturalismus zur Abgrenzung der Naturalisten untereinander verwendet wird, und nicht nur zur Abgrenzung nach außen, ist hier Vorsicht geboten: Was ist denn gewonnen, wenn ich feststelle, dass ich mir mit einem »ontologischen Naturalisten« vom Ergebnis her in allen Punkten einig bin, dieser aber das wissenschaftliche Erkenntnisprinzip zur Ermittlung der Realität ablehnt oder in Frage stellt? Das bedeutet doch, dass das wissenschaftliche Erkenntnisprinzip mit Willkür oder einem supernaturalistischen Erkenntnisprinzip ersetzt wird oder dass diese Person von vornherein nicht bereit ist, das Weltbild mit wissenschaftlichen Methoden messen zu lassen. Und wenn das der Fall ist, dann handelt es sich eben nur zufällig um ein Weltbild, das wie ein naturalistisches Weltbild aussieht, das hat dann mit Naturalismus nur insoweit etwas zu tun, als die Weltbilder oberflächlich betrachtet deckungsgleich sind.

Wird morgen mit wissenschaftlichen Methoden etwas nachgewiesen, was wir heute noch für übernatürlich halten würden und nehmen wir dies nicht in unser Weltbild auf, sondern würden wir irrational und starr an unseren alten Auffassungen hängen bleiben, was wäre denn dieses Weltbild dann, wenn nicht supernaturalistisch?

Ontologisch, also vom Ergebnis her, kann es innerhalb des Naturalismus durchaus unterschiedliche Auffassungen von der Welt geben: Die Wissenschaft lässt schließlich in verschiedenen Bereichen auch unterschiedliche Deutungen zu. Möglicherweise hat ein anderer sogar von Wissenschaftlichen Ergebnissen Kenntnis, von denen ich noch nicht einmal etwas gehört habe. Die Abgrenzung nach außen muss immer im Wege der Begründung über die wissenschaftliche Methodik erfolgen, niemals über ein „Basta, Deine Auffassung ist Supernaturalismus!“

Definiert man den ontologischen Naturalismus wie The Cambridge Dictionary of Philosophy, edited by Robert Audi, 2nd ed. Cambridge: Cambridge University Press, 1999. p. 596, dass nach einem naturalistischen Weltbild alles natürlich ist, dann ist dies eine inhaltslose Aussage – wer die Existenz von Übernatürlichem behauptet, der meint doch gerade, dass dies zur natürlichen Welt gehört. Abgrenzen kann man hier nur wieder mit der wissenschaftlichen Methode.

Beitrag von Mark aus dem Brights-Forum, 27. Aug 2009:
»Kann man denn „ontologisch“ und „methodologisch“ nicht vergleichen wie auch „Naturalist“ und „Naturist“? Der eine ist prinzipiell „nackt“, der andere praktisch.«

„the brights“ logo (The Brights‘ Net) / CC BY-NC-ND 3.0

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